Sehr geehrte Damen und Herren,
eine bedeutende Ausstellung der figurativen Plastik wird
eröffnet:
Sylvia Hagen. Spuren: Bronze – Ton – Papier
am 25. August um 15 Uhr im Schloss Neuhardenberg.
„Sylvia Hagen hat sich in ihrer Arbeit dem menschlichen Körper
in Bronze, Ton und Papier immer wieder aufs Neue und suchend
angenähert. Spannung und Entspannung, Kraft und Gegenkraft,
Geschlossenheit und Offenheit der Form zeichnen ihre Werke aus.
In ihrer bisher größten Einzelausstellung zeigt Sylvia Hagen in
Neuhardenberg sowohl Plastiken als auch Zeichnungen aus über
fünf Jahrzehnten. Anhand ihrer bildhauerischen Arbeit lässt sich
eine deutliche Entwicklung durch die Zeitläufe ihres
künstlerischen Schaffens nachspüren: Zunächst geprägt von einer
anatomisch geschulten Suche nach dem Körper, führen die Arbeiten
später hin zu einer architektonischen Auffassung des Gestaltens,
bei der die Figuren aus Tonplatten gefügt werden. In der
Ausstellung sind den Plastiken Aktzeichnungen gegenübergestellt,
die gleichermaßen Vorstufen oder Voraussetzungen der
bildhauerischen Arbeiten darstellen.
Hagen wird 1947 in Treuenbrietzen geboren. Sie beginnt ein
Medizinstudium und wechselt ab 1971 zur Bildhauerei an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ab 1980 lebt sie mit dem
Bildhauer Werner Stötzer (1931-2010) in Altlangsow im Oderbruch.
Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten. 2006 und
2017 gewann sie den Brandenburgischen Kunstpreis in der
Kategorie Plastik, 2022 erhielt sie den Ehrenpreis für ein
Lebenswerk des Brandenburgischen Ministerpräsidenten.
Seit dem 20. Juli 2024 ist Hagens Arbeit Gegen den Strom
dauerhaft als Gedenkort für Carl-Hans Graf von Hardenberg und
den deutschen Widerstand des 20. Juli 1944 im Neuhardenberger
Schlosspark zu sehen.“
aus der Einladung zur Ausstellung
Nach der Begrüßung durch die Generalbevollmächtigte und
Geschäftsführerin der Stiftung Schloss Neuhardenberg, Frau Dr.
Heike Kramer, wird Matthias Flügge, Kunsthistoriker,
langjähriger Herausgeber der Zeitschrift „Neue Bildende Kunst“
und ehemaliger Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden
die Laudatio halten.
Ausstellungsdauer bis 22. Dezember 2024, geöffnet Mi – So und an
Feiertagen 11 bis 16 Uhr
Schinkelplatz
15320 Neuhardenberg
Führungen mit Sylvia Hagen finden jeweils um 16 Uhr am 28.09.,
12.10., 07.12., sowie am 23.11.2024 um 15 Uhr statt.
Gegen den Strom, 2012/16, Bronze, 63 x 130 x 45 cm
· Foto: Bernd Borchardt
Penthesilea, 2016, Bronze / Der Tanz, 2027, Bronze, 65 x 29 x 11
cm · Fotos: Bernd Borchardt
o. T., 2008, Kohle, 55 x 40 cm / o. T., 2010, Kohle,
40 x 55 cm · Fotos: Bernd Borchardt
„Eine erregende, höchst feinnervige Stimmigkeit: die Kunst von
Sylvia Hagen. Absolut klassisch die Entscheidung, Bildhauerei
und Aktzeichnungen zusammen zu zeigen. Diese empfindsam,
meisterlichen Akte aus Hagens reichem Fundus, verursachen jene
sanfte Kraft zur Versöhnung, Befriedung, die wie schützende
Silberflügel die alte Sehnsucht nach Harmonie und Kunstschönem
am Leben halten und dennoch als Bild auf die Verletzlichkeiten
eigener Nacktheit weisen.“ Petra Hornung, zur
Ausstellung Sylvia Hagen im stilwerk Berlin, 2017
Ecce Homo, 2012/17, Terrakotta, engobiert, 25 x 71 x 24 cm ·
Foto: Bernd Borchardt
Winter/Frühling (Skizze) Für den Brunnen Jahreszeiten, 2015,
Bronze / Madonna Am Abend, 2017, Gouache, Kreide, Collage, 49 x
50 cm · Fotos: Bernd Borchardt
„Bei meinem letzten Atelierbesuch bei Sylvia Hagen war es wieder
diese atemberaubende Mischung aus Werkstattcharakter und
heiligem Kunstraum, die jedes Mal eine Berührung zu stiften
vermag, die direkt aus dem Alltag entführt und dich für den
Moment teilhaben lässt am Künstlerischen. Die Köpfe und Figuren,
die Vollendeten und die Entwürfe sehen in einem solchen Kontext
anders aus; wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die dennoch
streng auf die Wahrung ihres absolut Eigenen bestehen, Distanz
gebieten und die Nähen mit feinem Gespür auf ihren Gehalt
prüfen. Das ist ein sinnliches und ein geistiges Erlebnis –
gleichsam.“ Petra Hornung
Quelle II, 2010, Bronze, E. A., Auflage 15, 29 x 10 x 9 cm /
Quelle I, 2010, Bronze, E. A., Auflage 15, 19 x 24 x 12 cm ·
Fotos: Dietrich Graf
Sommerlich, 2003, Bronze, 20 x 20 x 16 cm / Sommer, 2015,
Bronze, 15,7 x 17 x 5 cm · Fotos:
Bernd Borchardt
„Hagens krude, herbe Figuren gleichen verwitterten Artefakten,
sie bestehen aus willensstarken - Resten zerstörter Schönheit,
Schmerz, Gewalt, Emotion, Sehnsucht werden gebündelt zum Abbild
alles oberflächlichen Perfekten und Schönen.“ Ingeborg Ruthe,
Berliner Zeitung
Eine bedeutende Ausstellung ist schon eröffnet:
Vera Schwelgin – „Meine Wege aus dem Sand“
Kunstkaten Ahrenshoop
Strandweg 1
18347 Ostseebad Ahrenshoop
noch bis zum 15. September 2024, Di – So, 10 – 13 und 14 – 18
Uhr
Verbundene Schatten, 2016, Holzschnitt auf Chinapapier, 70 x 90
cm
„Mit dem Titel ihrer Ahrenshooper Ausstellung, die ihr der
Kunstkaten um 80. Geburtstag einrichtet, zitiert die Malerin die
Eingangszeile des Gedichtes „Der Litauische Brunnen“ ihres
Landsmannes Johannes Bobrowski (1917 – 1965) und schlägt eine
imaginäre Brücke in die gemeinsame heimatliche litauische
Herkunft, die sie als kleines Mädchen verlassen musste und die
doch als vage Ahnung ihrer Mentalität und Weltempfindung in
ihrer Kunst widerscheint.
Nach Antworten auf die sich mit den Lebens- und Schaffensjahre
verstärkenden Fragen nach den Wurzeln und dem eigentlichen
Zuhause in den privaten Lebensbedingungen wie in
verallgemeinerten künstlerischen Reflexionen suchte Vera
Schwelgin den bewusst bewusst bestimmten Walheimaten des
fischländischen Dörfchens Hirschburg (1975 bis 1985) und danach
und bis heute im großstädtischen Berliner Kreuzberg.
Schon im Hirschburger Refugium des ersten Schaffensjahrzehnts
nach dem Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
beginnt die andauernde Dominanz weiblicher Figuren anfangs
alltäglicher Begegnungen, die sich in den Kreuzberger
Hauptschaffensjahre in antikisch–mythologischen Themen und in
Bildmotivationen verallgemeinerter Lebenserfahrungen und
persönlich konkreter Sehnsüchte und Hoffnungen menschlichen
Seins in der Malerei und Grafik realisieren. Die Figuren und
Geschöpfe dieser Bildwelt erscheinen im malerischen und
grafischen Werk der Künstlerin als Wesen einer erfahrenen,
erdachten, gefühlten oder erträumten Welt als Botschaft der
Sinnhaftigkeit humaner Existenz.“
Klaus Tiedemann, Kunsthistoriker und langjähriger Direktor
der Kunsthalle Rostock
Abschied der Stieglitze, 2005, Öl/Eitempera auf Leinwand, 60 x
50 cm / Die andere Seite, 2009/2011, Collage/Foto, 30 x 25,5 cm
Tés joli-Ahrenshoop, 2012, Öl/Eitempera auf Leinwand, 40 x 30 cm
/ Die Nacht, 2022, Öl/Eitempera auf Leinwand, 40 x 20 cm
„Nach Antworten auf die sich mit den Lebens- und Schaffensjahren
verstärkenden Fragen nach den Wurzeln und dem eigentlichen
Zuhause in privaten Lebensdingen wie in verallgemeinerten
künstlerischen Reflexionen suchte Vera Schwelgin in den bewusst
gewählten Wahlheimaten des fischländischen Dörfchens Hirschburg
wie dann und bis heute im großstädtischen Berliner Kreuzberg. In
vagen Ahnungen ihrer Mentalität und Weltempfindung könnte man
der heimatlichen Herkunft, die sie ja als kleines Mädchen für
immer verlassen musste, in Werken der Malerin nachspüren. Unsere
Ausstellung hat sie mit dem Zitat der Eingangszeile des
Gedichtes ‚Der litauische Brunnen’ ihres in Tilsit geborenen
Landsmannes Johannes Bobrowski überschrieben: ‚Meine Wege aus
Sand.’ In Bobrowskis Gedicht-Sammlung ‚Sarmatische Zeit’, aus
dem das Gedicht stammt, taucht das Wort ‚Sand’ immer wieder auf:
als gilbender Sand, der aus den Wiesen drängt; als bleibende
Spur im Sand; als Sand, den die Strömung treibt; ‚ich fall auf
den Sand’ heißt es da und ‚Wir ließen die Dörfer im Sand.’ Sand
als Gleichnis, als Metapher und Symbol für Vergänglichkeit, für
Spuren und deren Verwehungen und doch ein unvergängliches
Element der Erinnerung.“ aus der Laudatio von Klaus Tiedemann
(PDF
der kompletten Rede)
Am Hohen Ufer Ahrenshoop II, 2003, Holzschnitt auf Foto,
bearbeitet, 40 x 60 cm
Zwar keine figurative Plastik, die ich bekanntlich vorrangig
vertrete, aber eine sehenswerte Ausstellung. Unabhängig vom
Sujet vermitteln ihre Bilder immer einen Eindruck vom ewigen
Kampf der Kreatur mit der Natur. Ihre Bilder sind zeitlos,
unaufdringlich eindringlich, überlebensfähig im Gewirr des
postmodernen Pluralismus. Parallelen zu Paula Modersohn-Becker
aus der Worpsweder Künstlerkolonie sind unverkennbar, sowohl vom
Werdegang als auch von der künstlerischen Haltung, eine innere
Verwandtschaft scheint gegeben, ohne dass äußere Gleichheiten
erkennbar seien.
Im stilwerk zeigte sie zusammen mit Sabine Heller 2016 die
bemerkenswerte Ausstellung
Die Hockenden und 2014 eine große Ausstellung
Bilder vom Meer mit etwa 50 Arbeiten in der HELIOS-Galerie
in Berlin-Buch.
Zum Schluss noch ein Angebot:
Gerd Rommel (1934 Schalkau bis 2014 Gransee):
Afrikanische Bergziege,
1958
Bronze, bezeichnet GR 58, 17 x 20 x 8 cm
Preis: 2 800 €
Nun haben Sie wieder genug zum Lesen und zum Betrachten für den
Restsommer, der möglichst schön werden möge.
Mit den besten Grüßen verabschiede ich mich bis zum Herbst,
vielleicht sehen wir uns am Sonntag im Schloss Neuhardenberg?
Ihr Wilfried Karger |