Sehr geehrte Damen und Herren,
wir beginnen den Sommer nicht mit einer Wiese voller Blumen,
sondern mit einer Auswahl an Tierplastiken.
In der Geschichte gibt es Bildhauer, die sich ausschließlich dem
Tier gewidmet haben wie August Gaul (1869 bis 1921), Bildhauer,
die sich vorrangig diesem Thema widmeten wie Renée Sintenis
(1888 bis 1965). Bei Gerhard Marcks (1889 bis 1981) und bei Hans
Wimmer (1907 bis 1992) hatte das Tier einen besonderen
Stellenwert in ihrem plastischen Werk, bei Hans Wimmer besonders
das Pferd. Berühmt wurde seine Plastik von dem sich wälzenden
Pferd. In der Plastik der DDR waren es Gerhard Rommel (1934 bis
2014), bei dem das Tier als Sujet im Mittelpunkt stand, und Jo Jastram (1928
bis 2011) – er wurde in der Tierplastik durch seine Ziege und die
verschiedenen Darstellungen des Kranichs bekannt. Heinz Theuerjahr (1913
bis 1991) beschäftigte sich ausschließlich mit dem Tier und
Kristof Grunert (geb. 1977), Vertreter der neuen Generation aus
Dresden, widmet sich wieder ausschließlich diesem Sujet.
größere Ansichten: auf die Abbildungen klicken
August Gaul: Pinguin, 1921, Bronze, Höhe: 41,7 cm ·
Foto: Hermann Büchner
Renée
Sintenis: Afrikanischer Elefant, 1994, Bronze, 11 × 16 × 6 cm
Hans Wimmer: Gestürztes, sich wälzendes Pferd, 1954, Bronze,
27 × 71,7 × 38 cm · Foto: Hermann
Büchner · weitere Ansicht
Gerhard Marcks: Schreitender Tiger,
1967, Bronze, 25 × 49 × 9 cm · Foto: Hermann Büchner
Gerhard Rommel: Afrikanische Zwergziege, 1958, Bronze, 15,5
× 19 × 15 cm · Foto: Hermann Büchner
Jo Jastram: Ziege, 1995, Bronze, 110 × 135 ×
41 cm · Foto: Hermann Büchner
Heinz Theuerjahr: Büffel, 1989, Bronze, 33 × 68 × 28 cm ·
Foto: Hermann Büchner
Kristof Grunert: Nashorn, 2004, Bronze, 9,5 × 22 × 7 cm ·
Foto: Kristof Grunert
Emerita Pansowová
Geboren 1946 in der Slowakei, 1966 übersiedelte sie in die
DDR. 1967 bis 1972 studierte sie an der Kunsthochschule
Berlin-Weißensee bei Prof. Schamal Bildhauerei. Von 1974 bis
1977 war sie Meisterschülerin an der Akademie der Künste der
DDR bei Prof. Ludwig Engelhardt.
1996 entsteht die erste Tierplastik, der Esel. Es folgen das
Fohlen und die Ziege.
Anlass für den Esel war ein Besuch im Tierpark Berlin. Der
Esel begrüßte sie am Eingang und als sie wieder ging, nach
mehreren Stunden, stand er immer noch da, wie sie einmal
erzählte. Da hatte er es sich verdient, porträtiert zu
werden, ebenso behutsam und in sich ruhend, wie ihr Bild vom
Menschen.
Esel, 1996, Bronze, Auflage: 6, 23 × 36 × 12 cm, Guss: A.
Hedtke, Berlin · Foto: Hermann Büchner · weitere Ansicht
Kleine Ziege, 2019, Bronze 2/10, Guss:
Werkstatt für Kunstguss Marc Krepp, Höhe: 19 cm ·
Foto: Bernd Kuhnert
Knabe mit dem Esel, 1996, Bronze (Relief), 3/10, Guss: A.
Hedtke, 16 × 21 cm · Foto: Bernd
Kuhnert
Fohlen, 2016, Bronze 6/10, Guss:
Werkstatt für Kunstguss Marc Krepp, 22,5 × 28 × 11,5 cm ·
Foto: Hermann Büchner
Anna Franziska Schwarzbach
1949 in Rittersgrün, einem kleinen Ort im Erzgebirge
geboren. studierte sie zunächst Architektur an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Prof. Selman Selmanagić.
Von 1973 bis 1975 arbeitete sie als Architektin am Palast
der Republik in Berlin. Von 1975 bis 1979 absolvierte Anna
Franziska Schwarzbach ein Abendstudium der Porträtplastik an
der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
„Menschen“ hieß ihre
Ausstellung 2015 im stilwerk Berlin, weil diese ihr
bildhauerisches Werk prägen. Menschen, nicht ihre Abbilder.
Auch ihre Katzen geben sich menschlich, sie betteln, fauchen
und putzen sich.
Die Hauskatzen-Parade, 1992, Bronze, Guss: Roman Pecher:
Bettelnder Bohumil, Sich putzender Leopold, Fauchender
Massimo, Unsere Babsi, Liegender Leopold –
Ausstellung im Sommer 2023 in der Kunstscheune Barnstorf
Fauchender Massimo, 1992, Bronze, 55 × 61,5 × 22,5 cm
· Foto: Ilona Ripke
Sich putzender Leopold, 1992, Bronze, 40,5 × 38,5 × 34,5 cm
· Foto: Ilona Ripke
Bettelnder Bohumil, 1992, Bronze, 53,5 × 33,5 × 33,5 cm
· Foto: Ilona Ripke
Unsere Babsi, 1992, Bronze, 50 × 40 × 25 cm ·
Foto: Ilona Ripke
Liegender Vossi, 1992, Bronze, 30 × 57 × 33 cm
· Foto: Bertram Kober
In jüngster Zeit findet sie verstärkt Freude am Modellieren
von Tieren: Hirsch, Esel verschiedener Größe, Ziegen und ein
Schafskopf sind entstanden.
Esel, 2024, Bronze 1/12, Guss: Roman Pecher, 23 × 23 × 8 cm
/ Kleinster Esel (kleine Freiheit), 2024, Bonze, 1/18, Guss:
Roman Pecher · Fotos: Anna Franziska
Schwarzbach
Die Esel, Mitte: Kleiner Esel, 2023, Bronze 6/12, Guss:
Roman Pecher, 17,5 × 15,8 × 8 cm / links: Esel / re.:
Kleinster Esel
Foto: Anna Franziska Schwarzbach
Kleine Ziege, 2024, Bronze 1/12, Guss: Roman Pecher, 24,5 ×
25,5 cm × 9 cm / Hirsch, 2023, Bronze 6/12, 30 × 19 × 22 cm,
Guss: Roman Pecher · Fotos: Anna
Franziska Schwarzbach
Neugierige Ziege, 2024, Bronze 1/6, Guss von Roman Pecher,
54 × 44 × 22 cm /
Schafskopf, 2023, Bronze 1/6, Guss: Roman Pecher, 46 × 25,5
× 50 cm, (ohne abnehmbare Ohren 23 cm breit) ·
Fotos: Anna Franziska Schwarzbach
Und seit langem der »Bestseller«
Sündenbock, 2010, Neusilber, 3. Auflage, (die 1. in Bronze,
die 2. in Eisen), 5 × 15 × 5 cm, Guss: Roman Pecher ·
Foto: Hermann Büchner · weitere Ansicht
Waldemar Grzimek
wurde 1918 in Ratzeburg/Ostpreußen geboren.
Er begann 1929, elfjährig, mit dem Modellieren von Tieren im
Zoologischen Garten von Berlin. In seiner frühen
Schaffensphase entstanden hauptsächlich Tierplastiken. Sein
erstes Werk war ein Wisentstier. Aufsehen erregte der damals
15-jährige Grzimek 1933 mit seinen Plastiken auf einer
Ausstellung in der Akademie der Künste.
Studium der Bildhauerei bei Wilhelm Gerstel an der
Hochschule für Bildende Künste Berlin, das er 1941
kriegsbedingt abbrach. Von 1945 bis 1946 schloss er das
Studium unter provisorischen Umständen ab. Waldemar Grzimek
verstarb 1984.
Junger Wisent, 1932, WVZ-Nr.: 6, Bronze, WG (E), 2/12, Guss:
Richard Barth, Rinteln, 13,6 × 18 × 7 cm ·
Foto: Hermann Büchner
Elch, 1933, WVZ-Nr.: 8, Bronze, WG (E), 2/12, Guss: Richard
Barth, Rinteln, 27,4 × 41 × 10 cm ·
Foto: Hermann Büchner
Wildschwein, 1959, WVZ-Nr.: 205, Bronze, WG (E), 1/12, Guss:
Richard Barth, Rinteln, 22 × 28 × 12 cm
· Foto: Hermann Büchner
weitere Ansicht
Springender Boxer, 1960, WVZ-Nr.: 213, Bronze, WG (E), 1/12,
Guss: Richard Barth, Rinteln, 21,2 × 30 × 17 cm
· Foto: Hermann Büchner
Bulle, 1960, WVZ-Nr.: 215, Bronze, WG(E), 1/12, Guss:
Richard Barth, Rinteln, Höhe: 22 cm
Löwe, 1966, WVZ-Nr.: 263, Bronze, WG(E), 2/6, Guss: Richard
Barth, Rinteln, Höhe: 35 cm
Anna Martha Napp
1982 geboren in Wismar, 2001 Abitur, 2003 Studium der
Bildhauerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
bei Prof. Bernd Göbel, 2011 Diplom, anschließend
freiberuflich tätig als Bildhauerin in Maßlow bei Wismar.
»Anna Martha Napp hat die klassische feste Formteilung der
bildhauerischen geometrischen Grundfiguren in einem größeren
Ganzen verinnerlicht, um eine einheitliche Form zu gewinnen.
Das ist ihr in der organischen Rundplastik uneingeschränkt
gelungen und begründet durchaus den Vergleich mit
renommierten Tierbildhauern wie Gaul, Marcks, Mataré und
Renée Sintenis.
Fern von jeder naturalistischen Durchbildung der
Einzelheiten versucht sie, in klaren Formen das für die
jeweiligen Tiergattungen Wesentliche herauszuarbeiten.«
Christoph Tannert: Rede zur Vernissage der
Ausstellung am 15.2.2018 im stilwerk
Fallada, 2015, Draht, Papier, 65 × 35 × 28 cm
· Foto: Dietrich Graf
Alter Hund,
2017, Holz, Draht, Gips, 63 × 11 × 5 cm ·
Foto: Anna Martha Napp
Willi I, 2010, Bronze 2/7, Guss: Burg Giebichenstein, Höhe:
5,5 cm · Foto: Kay Zimmermann
Hengst, 2013, Bronze, Guss: Statuarius, Bremen, 29 × 30 × 12
cm · Foto: Dietrich Graf
Kleiner Stier, 2015, Bronze 2/7, Guss: Lachmann, 17 × 14 ×
18 cm ·
Foto: Anna Martha Napp
Weißer Hengst, 2016, Keramik, 25 × 20 × 11 cm
· Foto: Kay Zimmermann · weitere Ansicht
Schwarzes Pferd rufend, 2019/20, Keramik, 32 × 5 × 12 cm
· Foto: Anna Martha Napp ·
weitere Ansicht
Kristof Grunert
1977 in Dresden geboren, 2000 bis 2005 Studium der
Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee,
Meisterschüler bei Berndt Wilde, freischaffend in Dresden
tätig, Professur an der Hochschule der Bildenden Künste
Dresden.
Warum er sich bisher ausschließlich dem Tier zugewandt hat,
erklärt Kristof Grunert mit der großen Formenvielfalt, die
das Tierreich im Gegensatz zu der menschlichen Darstellung
zu bieten hat. Jedes Tier hat seinen eigenen Formenkanon,
seine eigen spezifischen Merkmale, im ruhenden Zustand und
in der Bewegung.
„Ungewöhnlichkeit des Materials ist bei Kristof Grunert oft
anzutreffen. Neben dem klassischen Material Holz, kommen
hauptsächlich verschiedene Stoffe zum Einsatz. Oft wird
dadurch nicht nur eine bestimmte Art der Formreduktion
nahegelegt, sondern es entsteht auch ein ganz besonderer
taktiler Reiz. Ob es das Ungewohnte ist oder die Frage nach
der Stabilität oder Weichheit eines Materials, der Tastsinn
des Betrachters wird angeregt. Das trifft auch zu, wenn
nicht wie hier die Originale zu sehen sind, sondern wenn die
Figur inzwischen in Bronze gegossen sein sollte, da die
Struktur des Materials die Oberfläche als Mittler zwischen
Figur und Betrachter ganz entschieden prägt und so zu der
Faszination der Tierplastiken beiträgt.“ Mara Maroske, aus:
Laudatio zur Ausstellung „Zeprano“ in der Galerie im Turm in
Berlin 2006
o.:
Kleiner Gepard, 2006, Bronze 1/5, Guss: Wilfried Hann, 17 ×
33 × 10 cm · Foto: Lothar
Sprenger
Großer Gepard, 2010, Bronze 1/3, Guss: Wilfried Hann, 96 c
192 × 57 cm · Foto: Kristof
Grunert
Kleine drehende Löwin, 2016, Bronze 9/9, Guss: Wilfried Hann,
18 × 24 × 12 cm · Foto: Kristof
Grunert
Sitzende Löwin, 2015, Bronze 1/7, Guss: Wilfried Hann, 20 ×
16 × 16 cm · Foto: Kristof
Grunert
Karnickel, 2007, Steinguss, 1/3, Guss: Kristof Grunert, 18 ×
42 × 20 cm · Foto: Kristof
Grunert
Kuh, 2007, Bronze 1/1 + EA, Guss: Wilfried Hann, 33 × 40 ×
25 cm / Kuh, 2018, Eisen, 27 × 50 × 12 cm
· Fotos: Lothar Sprenger
Stoffschwein, 2005, Bronze 1/5, Guss: Wilfried Hann, 23 × 35
× 17 cm · Foto: Herbert Boswank
Pelikan, 2017, Bronze 2/7, Guss: Wilfried Hann, 39 × 20 × 17
cm · Foto: Lothar Sprenger
Taube I, 2008, Bronze 1/7, Guss: Wilfried Hann, 20 × 20 × 18
cm · Foto: Kristof Grunert
Taube II, 2008, Bronze 4/9, Guss: Wilfried Hann, 21 × 25 ×
12 cm · Foto: Lothar
Sprenger
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich hoffe, zu Ihrem Zeitvertreib im Sommer beigetragen zu
haben. Vielleicht haben Sie auch eine interessante
Tierplastik für sich entdeckt.
Genießen Sie den Sommer, den Urlaub oder den Ruhestand und
bleiben Sie gesund.
Beste Grüße
Ihr Wilfried Karger |