Sehr geehrte Damen und Herren,
zum Beginn der diesjährigen Weihnachtszeit stelle ich Ihnen eine
neue Plastik von Anna Martha Napp (1982 in Wismar geboren, lebt
in Lübow) vor.
Sie hat von 2003 bis 2011 Bildhauerei an der Kunsthochschule
Burg Giebichenstein in Halle (Saale) bei Bernd Göbel studiert.
In einer Ausstellung in der Galerie hinter dem Rathaus in Wismar
sah ich kürzlich die Plastik des Rabbiners William Wolff von
Anna Martha Napp und war sehr beeindruckt.
Auf unspektakuläre Weise hat sie ein Bildnis geschaffen voller
Innerlichkeit, dem erlebten Abbild vertrauend. Mich hat die
Plastik sofort angeregt nach dem Rabbi zu suchen und bin auf die
beiden Filme von Britta Wauer gestoßen. Eine beeindruckende
Persönlichkeit der Rabbi William Wolff, gerade heute im
Zeitalter neuer wachsender antisemitischer Anfeindungen.
Um so schöner, dass dieses überzeugende Bildnis des Rabbiners
William Wolff entstanden ist, auf der Grundlage von Zeichnungen
vor dem Modell. Sicher hat er für den Aufbau der jüdischen
Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern Wesentliches geleistet,
sicher in der gleichen Stille, wie sie die Plastik ausstrahlt.
Rabbi William Wolff, 2023, Bronze,
Guss: Bronzegießerei Statuarius, Bremen, H: 43 cm
· Fotos: Anna Napp
(größere Ansichten: auf die Werkabbildungen klicken)
William Wolff wird 1927 in Berlin geboren. 1933 flieht er
mit seinen Eltern und Geschwistern vor den
Nationalsozialisten nach Amsterdam und von dort sechs Jahre
später nach London.
Schon in Berlin, im Alter von vier oder fünf Jahren, will er
Rabbiner werden. Ein Wunsch, der ihn auch als Jugendlicher
nicht loslässt. Ihn fasziniert das Jahrtausendealte Wissen
in der heiligen Schrift und er will Menschen als Seelsorger
beistehen. Weil aber nach Flucht und Krieg kein Geld da ist,
um das Rabbinerseminar zu finanzieren, entscheidet er sich
nach der Schule zunächst für den Beruf des Journalisten.
Seinen Traum, Rabbiner zu werden, vergisst Wolff aber nie.
Er ist schon 53, als er seine Ausbildung am renommierten
Leo-Baeck-College in London beginnt. 1984 erhält er seine
Ordination – die offizielle Bescheinigung, von einer
Gemeinde als Rabbiner angestellt werden zu können. Er
amtiert unter anderem an der West London Synagoge und in
Wimbledon. Im April 2002 – Wolff ist inzwischen 75 – gibt er
schließlich dem Werben des Zentralrats der Juden in
Deutschland nach, der schon länger versucht, ihn für einen
Posten zu gewinnen. Wolff übernimmt das seit 65 Jahren
verwaiste Amt des Landesrabbiners von
Mecklenburg-Vorpommern. Seitdem betreut er die drei
jüdischen Gemeinden in Schwerin, Rostock und Wismar – rund
2.000 Menschen, die fast ausschließlich aus den Republiken
der ehemaligen Sowjetunion stammen. Damit er sich besser mit
ihnen verständigen kann, lernt er Russisch.
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Foto:
© Wikipedia Commons/Klugschnacker |
Am 8. Juli 2020 ist Willy Wolff in seiner englischen Heimat
gestorben.
»William Wolff ist Ende 80 und der wohl ungewöhnlichste Rabbiner
der Welt«, heißt es im Text zum beeindruckenden Filmporträt,
dass die Regisseurin Britta Wauer 2016 von Wolff
geschaffen hat. Informationen mit zahlreichen Fotos, Trailer zum
Film etc. hier.
Die Weihnachtszeit 2023 mit dieser Plastik zu eröffnen und damit
an den Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern zu erinnern,
scheint mir aktuell sinnvoll.
ANR
der 1. Dezember steht vor der Tür - mit ihm der dritte
Weihnachtskalender
Kleinplastik im Advent
2023
Stets erfreut sich dieser großer Beliebtheit, zumal die
Plastiken kleine Preise hatten, entweder, weil ich diese günstig
bei Auktionen ersteigert habe oder auf einen Teil meiner
üblichen Provision verzichte - meine Weihnachtsofferte an Sie!
Ab 00 Uhr am 1. Dezember lässt sich das erste Türchen öffnen,
jeden weiteren Tag ein weiteres, bis der Heilige Abend da ist.
Bleiben Sie gesund und genießen Sie die
Adventszeit in der Ruhe, die die zeitige Dunkelheit verbreitet.
Ihr Wilfried Karger
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