Sehr geehrte Damen und Herren,
über der Barnstorfer Kunstscheune in Wustrow auf dem Darß stand
am Samstag vor Pfingsten die Sonne, als die neue Saison mit der
Ausstellung
Malte Brekenfeld – Malerei ·
HansScheib – Bildhauerei · Anna Franziska
Schwarzbach – Bildhauerei
eröffnet wurde.
Zur Ausstellung sprach der Rostocker Galerist Mathias Goldberg
und Jaqueline Boulanger sang mit ihrer Begleitung.
Über der
Barnstorfer Kunstscheune scheint aber die Sonne schon seit
33 Jahren, so lange hat Gabriele Eymeal die Kunstscheune
aufgebaut und erfolgreich geführt.
Sie hat sich einen hervorragenden Ruf in der Welt der Kunst, bei
Sammlern, Touristen und Künstlern erworben. Das
Ausstellungsprofil ging bald über das Anfangsprogramm, die
norddeutsche Kunst zu zeigen, hinaus, dehnte sich nach Berlin,
Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen aus.
Die Eröffnung der neuen Saison verband Gabriele Eymeal nun mit
der Übergabe des Staffelstabes an ihre Tochter, Riekje Eymael,
die ein Studium an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle
(Saale) absolviert hat, und in den vergangenen Jahren schon in
den Galeriebetrieb involviert war.
Die Ausstellung ist geöffnet bis zum 30. Juli 2023, täglich
außer freitags von 10 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr.
DER MORGEN, 1986, Bronze, 150 x 55 x 80 cm
· Foto © Künstlerin
Dieser Beitrag stellt ausschließlich den Ausstellungsteil der
Anna Franziska Schwarzbach vor. Mit launiger, weil Heiterkeit
verbreitender Hand hat sie eine Auswahl aus ihrem großen Werk
getroffen, die sich wunderbar in die Kunstscheune und deren
Garten einbringt, sie beginnt am Eingang zur Kunstscheuen mit
einer sehr anmutigen lebensgroßen Plastik »Der Morgen«, zeigt
die Plastik »Deutsche Einheit«, zwei miteinander ringende Bären,
der Hinweis auf den Bestseller »Der Osten eine westdeutsche
Erfindung« von Dirk Oschmann sei in diesem Zusammenhang
gestattet, und neu im Sujet bei Schwarzbach: »Kleiner Esel«, der
nun den Sündenbock abgelöst hat.
für größere Darstellung auf die Abbildungen klicken
KLEINER ESEL, 2023, Bronze, 23 x 23 x 8 cm, Aufl. 12
Erstguss, Nachauflage möglich
DEUTSCHE EINHEIT*, 1991, Bronze, 2. Guss mit gegossenem
Berliner Pflasterstein, 44 x 35 x 22 cm |
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(von der Künstlerin genannt: der »Bärenklau«, wobei der
Bärenklau eine sehr giftige Pflanze ist)
»Eine dieser besonderen Menschen ist Anna Franziska Schwarzbach
- eine der wichtigsten zeitgenössischen deutschen
Bildhauerinnen. … Der Körper steht in Franziska Schwarzbachs
Arbeiten im Zentrum. Es geht um Proportion und das Verhältnis
von Norm und Ideal. … Es geht ihr um den Menschen in seiner
vielfältigen Realität und die damit verbundene schöpferische
Spurensuche nach der adäquaten Form. Dabei steht der Kontrast
von geschlossener und offener Form im Vordergrund.
Meist ist es der Kopf, als massige gerundete Form. Drumherum die
Geflechte der übrigen Körperlandschaft. Wie als würde Zweigwerk
die geschlossene Form verhüllen wollen und an einigen Stellen
die Grundform entblößen, oder als spähe man durch eine Hecke, um
etwas Besonderes zu entdecken in der Tiefe. An der Stelle wird
es interessant und durch langes Anschauen fast fremd. Das
schafft wiederum Distanz. Durch diese Entfremdung werden aber
plötzlich neue Facetten sichtbar und es zeigt sich die besondere
Qualität ihrer Kunstwerke.« Mathias Goldberg zur Vernissage der
Ausstellung
Die »Steinalte«, der Bronzeguss von einer Sandsteinskulptur
prangt auf dem grünen Rasen der Kunstscheune ebenso wie »Schiethe
und Goller«.
STEINALTE, 1979 in Reinhardtsdorf Sandstein, Bronze 2/6 (Roman
Pecher 2022), 71 x 63 x 33 cm
SCHIETHE, 1998, Bronze, 95 x 34 x 27 cm, signiert Plinthe hinten
links mit AFS 1. Guss, September. 2013
GOLLER, 1998, Bronze, 97 x 35 x 29 cm, signiert Plinthe hinten
links mit AFS, 1. Guss September 2013
Fotos © Künstlerin
Als ich 2015 die
Ausstellung mit Anna Franziska Schwarzbach im stilwerk Berlin
vorbereitete, fragte ich sie nach Stunden des Aufenthaltes in
ihrem Atelier, ob wir die Ausstellung »Menschen« nennen, das
schien mir der Schlüssel zu ihrem Werk. Nun widme ich mich
ausschließlich der figürlichen Plastik, aber kein Bildhauer ist
m. E. so nahe am Menschen, sei es bei der Würdigung besonderer
Persönlichkeiten oder im Alltäglichen. Nie geht es ihr um sich
als Bildhauer, natürlich muss sie die Fähigkeit des Modellierens
in Ihren Händen und den Blick für die plastische Form in Ihren
Augen haben, aber Zielpunkt ist der Mensch in seiner Anerkennung
oder im Hinweis auf seine Gefährdung.
SCHLENKERLOTTE, 1992, Bronze auf Eisen patiniert 2/6,
Bronzegießerei Roman Pecher 2002, 72 x 26,5 x 22 cm
· Foto: Hermann Büchner
DRAMATISCHER KOPF (Rest einer liegenden Figur), 1986, Bronze
1/6, Bronzegießerei Roman Pecher 2012, 42 x 20 x 30 cm
· Foto: Armin Herrmann
ZETTELMADONNA, 1997, Bronze auf Eisen patiniert 2/4,
Bronzegießerei Roman Pecher 2009, 50 x 21 x 19 cm ·
Foto © Künstlerin
OHNE MEIN PFERD BIN ICH KEIN MENSCH - Gustav Hartmann, 1995,
Bronze 2/6, Bronzegießerei Roman Pecher, 45 x 27 x 29 cm
PUSCHKIN, 2015, Bronze 2/6, Kunstgießerei Flierl 2017, 69 x 25 x
27 cm · Fotos:
Hermann Büchner
Die Hauskatzen-Parade: Bettelnder Bohumil,
Sich putzender Leopold, Fauchender Massimo, Unsere Babsi,
Liegender Leopold
aus der Hauskatzenparade: Unsere Babsi /
Bettelnder Bohumil
Bettelnder weiblicher Plagegeist,
2005, Eisen mit Sockel, 70 x 50 x 30 cm / Rosika,
2009, Holz · Foto © Künstlerin
Eingangsvitrine, daraus:
KLEINER AMOR, 2009, Bronze 1/12, Bronzegießerei Roman Pecher
2023, 9,5 x 3,5 x 3,5 cm / DIRIGIERENDER ENGEL, 2009
Bronze 1/12, Bronzegießerei Roman Pecher 2023, 10,5 x 5 x 6 cm
UDO, 2016, Bronze, Bronzegießerei Roman Pecher, 13 x 4 x 4 cm
Fotos © Künstlerin
52 Plastiken und 5 Medaillen hat Franziska in die Bernsdorfer
Kunstscheune gebracht, da lässt sich doch etwas finden.
Zum Schluss noch eine Gesamt-Ansicht, die zeigt, was die
Barnstorfer Kunstscheune ausmacht: ein Ambiente, das eigentlich
als Galerie ungeeignet erscheint. Doch der jahrzehntelange Erfolg spricht für sich.
Barnstorfer Kunstscheune mit DER MORGEN, 1986
· Foto © Künstlerin
Die Fotos sollen Lust auf einen Besuch der Barnstorfer Kunstscheune mit
der laufenden Ausstellung machen, der Garten Eden kann nicht
schöner sein.
Informationen zu den Ausstellungsbeiträgen von Malte Brekenfeld
und von Hans Scheib zur Ausstellung sind auf der
Website
der Kunstscheune zu finden.
Wenn Sie in Wustrow sind, besuchen Sie auch die Ausstellung von
René Graetz im Fischlandhaus (siehe
letzter Newsletter)
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Das
Fischlandhaus ist ein unter Denkmalschutz stehendes
Hochdielenhaus, wie es typisch für die Region ist.
In den
Galerieräumen finden jährlich drei Ausstellungen in Kooperation
mit dem Kunstmuseum
Ahrenshoop statt, ergänzt durch regelmäßige Konzerte und
Lesungen.
Die Ausstellung ist geöffnet: Mo, Di 10 - 12 und 14 - 17, Do 10
- 12 und 14 - 18, Fr, Sa, So, feiertags 11 - 16 Uhr
Fischlandhaus Wustrow
Neue Straße 38
18347 Ostseebad Wustrow
Foto: © Fischlandhaus/Ostseebad Wustrow |
Noch ein Hinweis:
10 Jahre Skulpturensammlung der Waldsiedlung Bernau
im Kunstraum Innenstadt
24. Juni 2023, diverse Veranstaltungen
darunter:
14 Uhr
Podiumsgespräch
Dr. Fritz Jacobi, im Gespräch mit der 92-jährigen
Bildhauerin Lore Plietzsch aus Berlin und dem in Bernau
lebenden Bildhauer Friedrich B. Henkel.
weitere Details in diesem
PDF |
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Nun genießen Sie den Sommer und den Urlaub, beides geht vorüber,
leider, ebenso wie die grünen Wiesen.
Beste Grüße
Ihr Wilfried Karger |