Der Geburtstag von Walter Arnold jährt sich am 27. August zum
110. Mal - nach Ausstellungen zum 100. Geburtstag von Waldemar
Grzimek und zum 90. Geburtstag von Waldemar Otto also eine
weitere Jubiläumsausstellung im Jahr 2019.
Doch nicht die Jubiläen der Bildhauer sind das Ziel der
Ausstellungen, sondern das bewusste Hochhalten einer wichtigen
Tradition in der dreidimensionalen Kunst, die Tradition der
figürlichen Bildhauerei, die basiert auf der Fähigkeit,
gegenständlich zu arbeiten und das Handwerk ob, modellierend
oder meißelnd zu beherrschen. Freilich gibt es heute die
verschiedensten Möglichkeiten, sich bildkünstlerisch zu äußern,
doch die figurative Bildhauerei wird auch weiterhin Bestand in
der Kunstlandschaft haben, auch wenn der Zustand der
Bildhauerklassen an den Kunsthochschulen das nicht unbedingt
vermuten lässt. Darum scheint es mir wichtig, Jubiläen zu
nutzen, um bewährte Maßstäbe hochzuhalten.
Walter Arnold, 1909 in Leipzig geboren, gehört zu der ersten
Generation der Bildhauer in der DDR.
An der Leipziger Kunstgewerbeschule Plastik und Keramik
studiert, übernimmt er 1949 an der Hochschule für Bildende
Künste in Dresden den Lehrstuhl Bildhauerei. Er war der Lehrer
vieler Bildhauer, die später die Skulptur und die Plastik in der
DDR und darüber hinaus prägten.
Werner Stötzer, Wieland Förster, Jo Jastram, Helmut Heintze,
Gerd Jaeger und Berndt Wilde waren unter anderem seine Schüler.
Holz ist das bevorzugte Material des Bildhauers Walter Arnold.
Zeitweise drängt sich das Modellieren in Gips für späteren
Bronzeguss in den Vordergrund und parallel zum Holz gab es immer
die Terrakotta als plastische Vorarbeiten oder Experimente, ein
schnelles Material im Unterschied zu dem Holz.
Im Unterschied zu den farbig gefassten Holzplastiken des
Mittelalters waren die Bildhauer des beginnenden 20.
Jahrhunderts angezogen von dm natürlichen Wesen des Holzes,
seinem Wuchs, seiner Maserung und Farbe.
Die zeitweise Abdrängung des Holzes in folkloristische
Randbereiche des plastischen Gestaltens verhinderte seinen
Einsatz für inhaltlich bedeutsame Anliegen. Ernst Barlach hat
mit dieser Haltung gebrochen und bewegende Zeugnisse
künstlerischer Einmischung in das Zeitgeschehen hinterlassen -
in Holz!
Mit Hans Scheib, Susanne Rast, Klaus Hack und anderen ist das
Holz heute stärker in der figurativen Bildhauerei vertreten, als
zu den Zeiten Walter Arnolds.
Für diesen war das Holz jenes Material, das ihn in langwierigen
Auseinandersetzungen forderte, seine gültige plastische Form zu
finden. Sorgsam wählte er die Stämme, die Holzart, die Farbe und
Maserung, zäh rang er um die Form, die sich dem natürlichen
Wuchs des Stammes unterwarf und zugleich den künstlerischen
Willen hervorbrachte.
Seine Holzschnitte, die er mit Aquarellfarben auf Japanpapier
druckte, sind in der Formkraft seinen Holzplastiken nahe, sie
ergänzen die Ausstellung ebenso sinnvoll wie die empfindsamen
Handzeichnungen, die mit sichererem und doch zögernden Strich
den weiblichen Körper umreißen, mit unterschiedlichen
Körperhaltungen Stimmungen vermitteln.
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oben v. l. n. r.:
Die Lächelnde, 1977
Daphne, 1977
Bildnis Julia, 1977
links:
Am Wasser, 1968
unten v. l. n. r.:
Sitzende, o. J.
Barbara, 1949
Dagmar, o. J.
Werkaufnahmen:
Hermann Büchner
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