Weder das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen, das Grzimeks
Bildhauerischen Nachlass als Schenkung der Erben
verwahrt, noch das Georg-Kolbe-Museum in Berlin, das
wohl auch der Tradition figurativer Skulptur in Berlin
verpflichtet wäre, nehmen von diesem Bildhauerjubiläum
Notiz.
Das 2013 im ehemaligen Breker-Atelier gegründete
Kunsthaus Dahlem, das sich laut Satzung der deutschen
Nachkriegskunst in Ost und West, mit dem Schwerpunkt
Plastik widmen soll, übergeht das Jubiläum eines
bedeutenden deutschen Bildhauer innerhalb einer
realistischen Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts
ebenfalls, nicht verwunderlich, da das Kunsthaus Dahlem,
warum auch immer, eine Tochtergesellschaft der
Bernhard-Heiliger-Stiftung ist.
Auch die BERLINISCHE GALERIE, das Landesmuseum für
moderne Kunst, Fotografie und Architektur und das
Lehmbruck Museum in Duisburg, das Skulpturenmuseum in
der Bundesrepublik schweigen zum 100. Geburtstag
Waldemar Grzimeks.
So gibt es also nur eine kleine Ausstellung im
Kunsthandel Dr. Wilfried Karger im stilwerk Berlin.
Gezeigt werden 26 Plastiken aus den unterschiedlichen
Jahren und zu den unterschiedlichen Themen. Die früheste
Skulptur ist der »Junge Wisent« aus dem Jahre 1932 und
die späteste sind die »Gewichtheber» aus dem Jahre 1979.
Höhepunkt der kleinen Show ist zweifellos der »Bedrohte«
aus dem Jahr 1979, eine lebensgroße und bemerkenswerte
Arbeiten von Waldemar Grzimek, eine Figur äußerster
plastischer Spannung und psychischer Unmittelbarkeit.
Die »Schwebende« und der »Tänzer« sind Plastiken
exaltierter Bewegung und sinnlicher Erregung.
Diese Sonderausstellung ist die entstanden in
Zusammenarbeit mit Tomas Grzimek, der im Auftrage der
Erbengemeinschaft den Nachlass verwaltet. Sie hat keinen
Anspruch auf eine repräsentative Funktion für das Werk
Waldemar Grzimeks, sie will nur aufmerksam darauf
machen, das dieser bedeutende Bildhauer der
Nachkriegszeit in Berlin und darüber hinaus gewirkt hat.
Zu erwähnen sind im öffentlichen Raum
Heinrich-Heine-Denkmal, der Wellenreiter und der Brunnen
am Wittenbergplatz in Berlin, das Hockende Wildschwein
im Dresdner Zoo, die Häftlingsgruppe in Sachsenhausen
oder Südportal am Kloster Unser Lieben Frauen zu
Magdeburg.
für größere Darstellung und Werkdetails auf die
Abbildungen klicken
Bedrohter
II, 1970 /
Kokette, 1950 / Bademeister, 1958
Kauernde,
Zustand I, 1959 / Kleine Knieende, 1957 / Tänzerin II, 1967
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Schwebende II, Zustand I, 1966
Verschränkt Liegende, 1967
Kauernde, 1958
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Liebespaar, Zustand
II, 1987 / Gewichtheber, Zustand II, 1979
/ Tänzer, 1960
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Biografie
Waldemar Grzimek wurde am 5. Dezember 1918 in
Ratzeburg/Ostpreußen geboren. 1924 zog die Familie nach Berlin.
Als Schüler begann er im Jahre 1924 mit ersten plastischen
Versuchen von Tieren im Berliner Zoo. 1930 erhielt er in einem
Jugendkunstwettbewerb des Berliner Zoo den ersten Preis und
1931den ersten Preis im Wettbewerb »Mensch und Hund«. 1936
lernte Waldemar Grzimek Richard Scheibe kennen, der
von ihm
eine Tierplastik kaufte. |
1937 begann er eine Steinmetzlehre bei
der Firma Holzmann und 1938 das Studium bei Prof. Wilhelm Gerstel an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin.
Richard Scheibe stellte ihm außerhalb der Schule ein Atelier zur
Verfügung und gab ihm Ratschläge zu seiner Arbeit. In diesem
Jahr entwickelte sich seine Freundschaft mit Gerhard Marcks.
1941 wurde er Meisterschüler bei Prof. Wilhelm Gerstel, aber
bald danach zum Militär, zur Marine eingezogen. 1942 erhielt er
den Rompreis, verbunden mit einem achtmonatigen Studienurlaub in
der Villa Massimo in Rom. Nach Kriegsende im Jahre 1945 kehrte
er nach Berlin zurück und wurde Meisterschüler im Atelier von
Richard Scheibe. Von 1946 bis 1948 leitete Waldemar Grzimek eine
Bildhauerklasse an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle,
dort pflegte er engen Kontakt zu Gustav Weidanz und Willi Sitte.
Er wurde Mitglied der Künstlergruppe Die Fähre. Von 1948 bis
1951 lehrte er als Professor für Plastik an der Hochschule für
Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg. Von 1956 bis 1961 war
Waldemar Grzimek Professor an der Hochschule für Bildende und
angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.
Mit dem Bau der Mauer endete seine Lehrtätigkeit in Ostberlin,
er blieb aber Mitglied der Akademie der Künste der Künste der
DDR und unterhielt weiter enge Kontakte zu den Bildhauern in der
DDR. 1964 waren Arbeiten von Waldemar Grzimek auf der documenta
III in Kassel ausgestellt. 1967 wurde er als Professor für
plastisches Gestalten an die Technische Universität Darmstadt
berufen.
Am 26. Mai1984 verstarb Waldemar Grzimek im Alter von 66 Jahren
in Berlin.
Sein Ehrengrab des Berliner Senats befindet sich auf
dem Friedhof Dahlem.
Studienreisen führten Waldemar Grzimek in die Sowjetunion, nach
Italien, Frankreich, in die Tschechoslowakei, nach Polen,
Holland, Dänemark, Griechenland, England, Schweiz, Österreich
und Belgien.
Ausstellung hatte er in vielen Städten der BRD und der DDR. In
Berlin stehen von ihm im öffentlichen Raum das
Heinrich-Heine-Denkmal, der Wellenreiter und der Brunnen am
Wittenbergplatz.
Waldemar Grzimek verfasste folgende Bücher: »Deutsche Bildhauer
des zwanzigsten Jahrhunderts« (1974), »Die plastischen Elemente
der Stadt« und »Die deutsche Stuckplastik 800 bis 1300« (beide
1978), »Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert«
(1981), zusammen mit Peter Bloch.
Brunnen auf dem Wittenbergplatz in Berlin, Fotos: Dietrich Graf
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