Ausstellung im Kabinett des showrooms
im stilwerk Berlin
Terrakotta – Fünf Positionen
Sonja Eschefeld ·
Sarah Esser
· Sylvia Hagen
Richard Heß ·
Josh Zielinski
29. April bis 10. Juli 2016, Eintritt frei
Di – Fr 14 – 19, Sa 10 – 19 Uhr und nach Vereinbarung
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Info-/Einladungs-
faltblatt
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Vernissage am Donnerstag, dem 28. April 2016, 19 Uhr |
es spricht
Petra Hornung, Kunstwissenschaftlerin, Berlin
Rede als PDF
Werkabbildungen aller ausgestellter Arbeiten -
für größere Darstellung und Werkdetails auf die Abbildungen klicken |
Sylvia Hagen, geb. 1947 in Treuenbrietzen,
studierte Medizin an der Humboldt-Universität Berlin und
Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei
Werner Stötzer, lebt in Altlangsow.
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Leibhaft, 2006 |
Espe, 1996 |
Tor, 2013 |
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Liegende, 2000 |
Sirene, 2014 |
Sylvia Hagen ist eine Künstlerin, die sich dem Ton
geradezu verbunden, verbündet fühlt. Sie redet vom
Material wie man gewöhnlich in Liebesangelegenheiten
spricht. Nicht Holz, nicht Stein – Ton macht ihr Freude.
Allein der Aufbau ist ihr Lustgewinn, Lasten und Tragen.
Das Schöne ist, du hast es in der Hand, nichts steht
präzise fest. Die Einfälle kommen beim Arbeiten.
Abtragen, Ansetzen, Zerstören, Neubeginnen. Aus
formloser, farbloser Masse ein Bild bauen; Zeit für
Erfindungen, die sich in Wahrheiten wandeln. „Ein Spiel,
das immer auch misslingen kann.“ – wie sie sagt. Geduld,
wie beim Steinhauen braucht man. Die ´Fertigen´ lässt
sie gern in Bronze gießen, die haben noch einmal eine
andere Wirkung, als die Eingefärbten. Ihre Nacktheit
müssen sie unbedingt verlieren; einfach gebrannter Ton
befremdet sie.
aus der Ansprache von Petra Hornung zur Eröffnung –
komplette Rede als
PDF
Sarah Esser, geb. 1977 in Münster, Studium der
Bildhauerei an der ENSAD/Art et Espace, Paris, an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Academia di
Belle Arti Bologna, lebt in Berlin.
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Melencolia I
Paris 2015 |
Doppellebigkeit - Der Tod
als Narr, Berlin 2016 |
Traum...
Berlin 2016 |
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Nemo darf
Berlin 2016 |
Morosoph . Der Dummweise
Berlin 2016 |
Nachtschwimmer
Paris 2014 |
So widerständig wie Hagens klassische Aura kommt Sarah
Esser daher, nur dass sie dieselbe irgendwie nach innen
holt, verschließt, zerrinnen lässt, bis die Balance
Sarah Essers Figuren manchmal in höchster Gefahr
schwebt, sie sich in sich verlieren, wie im stummen
Schrei, der ist nicht hörbar. Sucht sich aufbäumend den
Konsens mit allem das lebt und den Tod, der immer auch
mit dem Leben verhaftet ist, doppelleibig, inhärent.
Spiegelungen über die Glasur, wie eine dünne Haut, die
dem Zwiespalt Einlass gewähren und die Abgeschlossenheit
nicht billigen. Die Dinge fühlen sich nie festgelegt,
starr an, eher umsichtig. Lustiges, Närrisches,
Rätselhaftes scheint auf. Tragik verfließt wie im
Mittelalter beim Karneval: Sein und Schein, Oben und
Unten. Das Gegenüber hinzugenommen und die Welt - die so
nicht passt. Das Abstrakte im Körper öffnet sich, der
narzisstische Augenblick verliert sich in der Ferne.
aus der Ansprache von Petra Hornung zur Eröffnung –
komplette Rede als
PDF
Website des Künstlers:
www.sarahesser.de
Josh Zielinski, geb. 1986 in Deabom, USA, Studium
der Bildhauerei an der Western Illinois University U.S.A.
und an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, lebt in
Berlin.
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o. v. l. n .r.:
Sitzender I, 2012
Flüstern, 2012
Sitzender II, 2012
l./m.:
Einkehr, 2013
Aneinander, 2013
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Dieser Genuss am Vergehen, die Feier des Zwiespaltes geht in den
Arbeiten von Josch Zielinski in eine aggressivere Richtung. So
sehr man sich um seine Figuren sorgt, man geradezu Angst um sie
hat… Sie haben eine Schroffheit am Leibe, die direkt abweist.
Eine aktive Abwehr, die sich in die Mitfühlung mischt. Ton ist
das geeignete Material. Arbeit in Ton. Terrakotta lässt sie zu,
die Spuren der Arbeitsabläufe. Zielinski arbeitet auch mit
ungewöhnlicheren Materialien wie Blei und Jute zum Beispiel.
Figur ist im Grunde alles für ihn, ist die Körperlichkeit, die
den Dingen anhaftet. Zerrissenheit ist Thema in seinen Arbeiten,
und bildet eine komplizierte, gebrochene und doch verwandte
melancholische Seelennähe zu den Arbeiten von Sylvia Hagen und
vor allem zu denen Sarah Essers. Nur mit dem Unterschied, dass
ihm die Abgründe näher sind; die Hoffnung auf Erlösung nicht zur
Disposition steht. Auflösung, das Morbide persönlich findet sich
ein in seinen Glasuren oder Wachsen, eine Verflüchtigung - gegen
die Kontur. Kleine glasierte Akzente scheinen auf, die mit ihrem
schmerzlichen Glanz noch jedes Auge getrübt haben.
aus der Ansprache von Petra Hornung zur Eröffnung – komplette
Rede als PDF
Website des Künstlers:
www.joshuazielinski.com
Sonja Eschefeld,geb.1948
in Kleinbünzow, Studium der Bildhauerei an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Meisterschülerin bei
Wieland Förster an der Akademie der Künste, lebt in
Berlin
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Imitation, 2013 |
Sphinxen, 2013 |
Chimären im Gespräch, 2013 |
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Chimäre, aufbrechend, 2015 |
Kleiner Reiter, 2013 |
Chimäre, vogelhaft, 2015 |
Eine ganz andere Tonart scheint in Sonja Eschefelds
Bildzeichen auf. Es ist der Ton, Terrakotta, der Sonja
Eschefeld das ihr eigene Fabulieren am besten gestattet.
Das Wandeln im Geisterhaften – collageartig rätselhaft
und gediegen sind ihre bildhauerischen Einfälle. Stein
ist ihr zu unbeweglich. Die Urmodelle entstehen wie im
Fluß, in einer Mischung aus Konzentration und Poesie. Im
Grunde sind das Fügungen, die in Teilen entstehen und
dann montiert werden. Eines zum Anderen. Sie zügeln – in
ihrer Bedachtheit den Überschwang. Diese Struktur
gebietet Strenge in ihrer Gratwanderung zwischen Plastik
und Zeichen, Relief und Ornament in brillanter,
durchgeistigter Handwerklichkeit. Das Thema Chimären ist
ihres. „Mischwesen; die Verbindung; Mensch/Tier,
Maschine/Kreatur; Vision und Wirklichkeit. In der
Kunstgeschichte sind das Sinnbilder für Hoffnungen und
Ängste – die Götter mir Tierköpfen, Greife, Drachen,
Sphinxe, Meerjungfrauen. Heute sind es reale Mischwesen,
die als Resultate von Genforschung und Zellteilung zu
realen Wesen mutieren. Grauslich oder beflügelnd? Das
Unbekannte unheimlich oder die Rettung. Sonja Eschefeld
möchte einen Bogen schlagen von der Tradition zur
Zukunft von der Wissenschaft zur Fantasie und wieder
zurück.
aus der Ansprache von Petra Hornung zur Eröffnung –
komplette Rede als
PDF
Website des Künstlers:www.sonja-eschefeld.de
Richard Heß, geb. 1937 in
Berlin, Studium der Bildhauerei an der Hochschule der
Bildenden Künste Berlin bei Bernhard Heiliger, Professur
an der Fachhochschule Bielefeld, lebt in Berlin
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o. v. l. n. r.:
Alter Mann, 2012
Einsamer Trinker, 1993
Figur mit erhobenen Arm, 2013
l./m.:
Bäuerin III, 2010
Kopf II, 2011
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Und wenn es um Menschenbild geht, so ist es das, was
Richard Hess sein Leben lang umkreist, auslotet; die
Facetten des Herangehens, die Begegnungen, Beobachtungen
im Alltag und ihnen nachspürend, sich ein Bild machen.
Einfangen, verdichten, vor Augen halten. Zentrales
Thema: die menschliche Existenz als Umformulierungen zum
Bilde ausdrücklich, - als Meister seiner klassisch
figürlichen Kunst: Opfer-Täter-Konstellation, Porträts,
menschliche Schicksale, die durch seine Formulierungen
die Vielschichtigkeiten sammeln, in Mimik und
Körperlichkeit einschreiben, bis die - in der Figur
verinnerlichten Strukturen - eine klare Kontur bilden,
oder sie wieder aufbrechen. Konsolidierung. Zum Anderen
vermag Richard Hess Leuchtpunkte der Sinnlichkeit zu
setzen - in einer Freier des ´ewig Weiblichen´ - so
möchte man entzückt jubeln! Volles Volumen, das
Körperliche als das Lebendige. Das Auswiegen einer
Harmonie, die ihre Balance genießt. Einfärbungen, die
das Wogen geradezu zu streicheln scheinen, oder aber die
Einsamkeiten noch verlorener anmuten lassen… Sichtbare,
lesbare Zeichen verschichteter Gefühlszustände, die mit
sicherer Hand Berührung stiften.
aus der Ansprache von Petra Hornung zur Eröffnung –
komplette Rede als
PDF
Website des Künstlers:
www.richard-hess.de
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