Medienecho
Aktuelle Ausstellung
HELIOS-Galerie
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In Ergänzung zur Dauerausstellung figürlicher Plastik
werden in einer kleinen Sonderausstellung
ausgewählte Skulpturen von Richard Heß aus Anlass seines
75. Geburtstages gezeigt.
Die Ausstellung zeigt etwa 30 Skulpturen aus den Jahren
von 1967 bis 2012 sowohl zu sozial engagierten Themen
als auch jene, die von der sinnlichen Körperlichkeit der
weiblichen Figur künden.
Heß' zentrales Thema ist die Darstellung von Gewalt und
ihre Wirkung auf die menschliche Existenz. Meist wählt
er dafür alltägliche Situationen, die er versteht, durch
die Eindringlichkeit der Formung zum Mahnmal werden zu
lassen. Gewalt und Aggression, Schwäche, Hilflosigkeit
und Unterdrückung bewegen den Künstler immer wieder.
»Das jüngste Gericht« von 1978, »Sieger und Opfer II«
von 1977, »Pieta« von 1998 und »Krieger III« von
2004 stehen beispielsweise für diese Gruppe.
Die »Träumende I« aus dem Jahre 1967, »Sophia« von 1986,
»Kleine Eva II« von 1994 oder die »Melancholie III« aus
dem Jahre 2011 künden von der spannungsrei-
chen Plastizität, den sinnlichen Kurven der
wohlgeformten Frauenkörper bei Richard Heß – eine Hymne
auf das Weib. »Sibylle« von 1985, einer der Höhepunkte
im Schaffen von Richard Heß, vereint beide Seiten.
Die Sibyllen, Seherrinnen als Pendant zum Propheten,
haben in der bildenden Kunst eine lange Tradition von
der Antike bis zur Sibyllendarstellung in den
Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo.
Die Plastik von Richard Heß huldigt der weiblichen
Körperlichkeit in ähnlicher Weise wie im italienischen
Frühbarock, bricht aber radikal die Bewunderung für die
Seherin – deren Augen sind leer, die Sibylle ist blind.
Hier verbindet sich plastisches Modelliervermögen mit
philosophischer Weltsicht auf eindrucksvolle Weise.
»Richard Heß ist Realist«, schrieb 1980 der Begründer
der Berlinschen Galerie Eberhard Rothers im Katalog zur
Heilbronner Ausstellung. Er ist Realist im Formen und im
Denken.
Er gehört zu den anerkannten Bildhauern seiner
Generation, die das Menschenbild entgegen aller
Anfeindungen der vergangenen Jahrzehnte in den
Mittelpunkt ihres Schaffens stellt.
Ergänzt wird die Ausstellung durch einige
Aktzeichnungen.
für größere Darstellung bitte
auf die Abbildungen klicken |
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v.l.n.r: Sibylle, 1985; Winter, 2008; Heiliger Franziskus II,
2011/12; Träumende I, 1967; Richard Heß im Atelier (1995)
Werkaufnahmen: © Roman März (s/w), Hermann Büchner
(4c), Porträtaufnahme: Ferdinando Cioffi |
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Biografie
Richard Heß wurde am 6. April 1937 in Berlin
geboren. Von 1952 bis 1955 absol-vierte er eine
Holzbildhauerlehre, von 1957 bis 1962 studierte
er Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste
Berlin und von 1962 bis 1963 war er dort
Meister-schüler bei Professor Bernhard Heiliger. Bis
1965 arbeitete er in Berlin freischaffend als
Bildhauer. Von 1965 bis 1968 war Heß Assistent an
der Technischen Universi-tät Braunschweig bei Professor
Jürgen Weber und anschließend bis 1971 bei
Pro-fessor Waldemar Grzimek an der Technischen
Hochschule in Darmstadt. 1971 erhielt er hier
einen Lehrauftrag und 1972 eine Dozentur. Richard
Heß wurde Mit-glied der Darmstädter Sezession, in deren
Vorstand er von 1974 bis 1976 wirkte. 1980
berief die Fachhochschule Bielefeld Richard Heß zum
Professor. Im gleichen Jahr erhielt er den Darmstädter
Kunstpreis und 1997 den Preis der
Skulpturenbien-nale Bad Homburg v. d. Höhe. 1991
war er Gastdozent am Schwäbischen Kunst-sommer der
Universität Augsburg. 1999 zog Richard Heß wieder
nach Berlin, wo er seitdem als Bildhauer tätig ist. Seit
1966 hatte Richard Heß eine Vielzahl von
Ein-zelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in
verschiedenen Städten Deutsch-lands.
Werke von Richard Heß befinden sich in 46 öffentlichen
Sammlungen Deutschlands. Seine Bibliographie umfasst
etwa 120 Titel. Im Jahr 2000 erschien an der
Universi-
tät Heidelberg eine Dissertation über den Bildhauer
Richard Heß.
Das bildhauerische Schaffen von Richard Heß ist auf
besondere Weise mit Italien verbunden. Schon während des
Studiums begegnete er Werken von Marini, Manzú, Minguzzi,
Mascherini, Morandi und Guttuso, die ihn nachhaltig
beeindruckten. In den 80er Jahren wird er in
Italien bekannt, wo er Ausstellungen in Verona, Bolzano,
Vicenza, Mantua, Mailand, Padova, Montecatini Terme,
Abano Terme, Vicenza, Cesena, Bari, Terme Tamerici,
Taranto, Bologna, Treviso, Tredozio und Imola hatte.
1995 hat er an der Biennale Venedig (con il
patrocinio della Biernale die Venezia, Esposizione
Internazionale d'Arte), Außenstelle Vicenza,
teilgenommen.
Werke von Richard Heß sind in acht öffentlichen
Sammlungen Italiens vertreten. Seit 2005 ist er
korrespondierendes Mitglied der Accademia Nazionale di
San Luca, Roma. |
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