Der Bildhauer Waldemar Otto
Heute, am 30. März vor 92 Jahren, ist einer der großen Bildhauer
Deutschlands der Nachkriegszeit, Waldemar Otto geboren.
Er hat in Berlin-Charlottenburg Bildhauerei studiert und bis
1973 hier freischaffend gearbeitet bis er seinem Ruf als
Professor an die Hochschule der Künste in Bremen folgte.
Hier knüpft er nahtlos an die große Tradition figürlicher
Bildhauerei in Berlin der Nachkriegszeit (mit Künstlern wie
Waldemar Grzimek, Gustav Seitz, Fritz Cremer oder Gerhard
Marcks) an.
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Waldemar Otto im showroom des Kunsthandels Karger, 11.5.2019 |
Waldemar Otto war ein entschiedener Vertreter einer
figurativen Bildhauerei, die
auf den Formerfahrungen des 20. Jahr-
hunderts basiert. Er hat seinen ganz eigenen Formkanon
gefunden, der ihn stets erkennbar macht. Das sind seine
besonderen Wölbungen, seine eigne Art der Plastizität sowie
der Rhythmus seiner Formen. Seine Formen sind ähnlich
prägnant, wie die Bildsprache der expressionistischen
Malerei, die sich ihm im Museum Moritzburg Halle (Saale) als
Jugendlicher nach 1945 erstmalig offenbart hatte.
Immer bleiben Form und Figur sein ideelles Zentrum. Das Bild
vom Menschen trägt sein Werk, es macht sichtbar, was man
nicht sehen kann. |
Kritisch setzte er sich stets mit dem Mainstream auseinander.
»Auch mit 90 ist Otto kein bisschen milder geworden, er beklagt
den Mangel an inhaltlicher Auseinandersetzung, den Formverlust,
den Vormarsch des Unverbindlichen und des Spektakulären«,
schrieb Ingeborg Ruthe in der Berliner Zeitung zu seinem 90.
Geburtstag, nachzulesen in diesem
PDF.
Zu diesem Anlass konnten wir im Jahre 2019 im Kabinett des
Showrooms im stilwerk Berlin einen kleinen
Ausschnitt aus seinem großen Werk zeigen, mit Beispielen aus
den unterschiedlichsten Etappen seines Wirkens. Aus
gesundheitlichen Gründen konnte er zwar die Vernissage am 29.
März 2019 nicht erleben, aber zur Finissage seiner Ausstellung
am 11. Mai lud er zu Rieslingsekt ein. Am 8. Mai 2020 ist er
verstorben.
»Vergangenes Jahr stand Waldemar Otto noch selbst im Kunsthandel
von Wilfried Karger. Das Ende seiner Jubiläumsschau im Mai
feierte der angereiste Künstler mit - trotz seiner 90 Jahre. Nun
im Mai darauf ist Otto nach schwerer Krankheit in Worpswede
gestorben. Mit ihm geht einer der großen figurativen Bildhauer
des 20. Jahrhunderts, der allen abstrakten Tendenzen nach 1945
zu Trotz dem Gegenständlichen verbunden blieb.«
Er hielt »die gegensätzlichen Kräfte von Figuration und
Abstraktion gekonnt in der Balance« schrieb Christiane Meixner
in »Der Tagesspiegel« im
Nachruf auf den Künstler.
re. + u.: Blick in die Ausstellung 29.3. bis 11.5.2019 |
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Er wollte, wie er öfter betonte, dass sein Atelier in Worpswede eine museale
Stätte seines künstlerischen Nachlasses wird, betreut von seiner Frau, der
Malerin Margaret Kelly-Otto. Leider hat er diesen Wunsch in seinem Testament
nicht rechtlich abgesichert. So verhindern die bis heute divergierenden
Interessen der Erben eine Einigung über den Umgang mit dem Werk des großen
Bildhauers. Auch das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen, das über Jahrzehnte sein
Werk museal begleitet und betreut hat, überlegt, wie der Wunsch Ottos zu
realisieren sei, was aber ohne Unterstützung aller Erben schwierig ist.
Zur Erinnerung an Waldemar Otto und sein Werk können Sie die Seiten
seiner fünf Ausstellungen, in der Galerie am Gendarmenmarkt und im Kunsthandel
Dr. Wilfried Karger, ansehen (Links siehe unten), ebenso viele seiner Werke,
abgebildet in der
Rubrik
Künstler unserer Website.
Im Dezember vergangenen Jahres hat der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages
seine Plastik »Europa« angekauft, die erste Plastik von Waldemar Otto in der
Sammlung des Deutschen Bundestages.
ANR,
nun aber wünsche ich Ihnen ein möglichst sonniges Osterfest bei bester
Gesundheit und
maximal möglicher Kommunikation mit Familie und Freunden
Ihr Wolfried Karger
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Fotos Ausstellungsansichten: Dietrich Graf |
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